Publikumspreis bei Poetry Challenge 2017

Publikumspreis beim Poetry Challenge 2017 für die Schülerin Mia Gruber aus dem Werkschulheim Felbertal

Die Poetry Challenge ist eine Form von Poetry-Slam für Salzburger Schüler/innen ab der 9. Schulstufe. So nahm ich an dieser Challenge, ambitioniert und unterstützt durch meinen Klassenvorstand Mag. Johannes Spatzenegger, teil. Von über 20 Schulen und 80 Teilnehmer/innen war ich eine der 30, die im Finale antreten durften, welches in Salzburg in der TriBühne Lehen stadtfand. Als „Startnummer“ 17 trug ich meinen Text vor und konnte mit diesem Text zum vorgegebenen Thema „Fairy Tale“ den Publikumspreis gewinnen. Dieser Preis bestand aus einer Geldspende, die das Publikum gespendet hatte, einem Buchgutschein und einer Torte. Ich bedanke mich bei allen, die mich unterstützt und ermutigt haben!

Mia Gruber, 5a Klasse

 

Alles einfach, alles "possible"

Märchen. Das sind so schöne Einschlafgeschichten.  Die, die man abends immer vorgelesen bekommen hat. Das klassische Gut gegen Böse, richtig und falsch, und am Ende gewinnen immer die Guten. Meistens rettet der Prinz die Prinzessin und kriegt dafür einen Kuss geschenkt.

Hinterfragen wir diese Geschichten einmal: Also jetzt zum Beispiel in einer realen Situation. Also wird die Prinzessin gerettet, aber ein Kuss wird es ganz sicherlich nicht sein. Wahrscheinlich kommt es auf dieses "danke aber ein anderer wollte mich auch retten". Zack friendzone.
Warum kenn ich kein einziges Märchen, in dem das Mädchen den Jungen rettet? Das einzige, was mir gerade einfällt, wäre die Kinderserie Kim Possible. Diese Serie, in der das Mädchen, bauchfrei und mit solchen grünen Camohosen, mit ihrem schusseligem Freund und dessen Nacktmull die Welt rettet. Sie schreitet voran und zeigt ihre Tricks und schon ist das "Böse" besiegt. Was ist denn das Böse? Mir wurde als Kind in diesen Serien immer beigebracht, dass dieses in den Leuten steckt. Doch bis jetzt ist mir keiner über den Weg gelaufen, der mir sein Böses gezeigt hat. Also wird es mir noch passieren? Werde ich zum Bösen, oder bin ich es vielleicht schon sogar, da ich manche Sachen gemacht hab, die als schlecht angeschrieben werden? Ich bin ja immerhin schon ziemlich „Gangster“. Ich meine, da ich diesem Bösen noch nicht gegenübergetreten bin, muss ich es ja fast jetzt selbst sein oder? Und was jetzt? Was tun, wenn man das Böse ist? 

Es gibt ja Menschen, die mich bereits so ansehen. Sie werden sicher wissen, was böse ist, wenn sie mich so einschätzen. Aber woher wissen die das? Vielleicht, töten meine Blicke und mein Lächeln sieht aus, als könnte ich jedem gleich den Kopf abreisen. Die kleinen Kinder auf dem Schulhof fangen wahrscheinlich schon an zu zittern, wenn sie allein schon meinen Namen hören. Was macht böse Menschen eigentlich Böse? Ich habe ja auch noch nie im vollen Bewusstsein etwas getan um böse zu sein. Ich mache Sachen, weil ich sie für richtig halte.

Die Bösen akzeptieren ja oft andere nicht. Aber warum sehe ich dann heutzutage so unglaublich viele Menschen, die so viele andere nicht akzeptieren. Sie in eine Schublade stecken und sagen "Alle sind sie gleich"? Die können doch nicht alle Böse sein?

Oder vielleicht bin ich ja die naive, sich nicht selbst beschützen könnende Prinzessin? Wenn ich so naiv bin, dann fallen mir die Bösen ja nicht auf oder? Ich lasse mich einfach von ihnen überrumpeln. Der Prinz kann ich ja immerhin auch nicht sein. Wenn ich kein einziges Märchen mit einer weiblichen Heldenfigur kenne?  Könnte ja sein, ich sehe ja nicht einmal viele Politikerinnen oder andere wichtige Frauen im Fernsehen, eigentlich sehe ich immer nur Wetterfrauen. Und die paar, die man sieht, ändern nur Sachen wie die "Genderung in der Rechtschreibung", worüber sich alle nur aufregen. Aber warum kommt da nicht mehr? Vielleicht haben die Probleme mit diesem "Märchen-Prinzip"?

Ok also wenn mich jemand anfällt, soll ich mich einfach ergeben und auf meinen Prinzen warten?
Was ist, wenn ich all das nicht will, nicht einmal im Geringsten, und eigentlich meine Meinung sagen will? Ich meine, dass ich keinen Prinzen, weder Bösewichte noch naive Prinzessinnen will. Dem Bösen will ich zwar nicht verfallen, aber irgendwie erklärt mir jeder anders, was genau Böse ist.

Eigentlich mag ich Märchen gar nicht.

Zurück