Werkschulheim Felbertal – Geschichte der Schule

Im August 1951 fand in Bad Ischl das 7. Weltjamboree (Internationales Pfadfinderlager) statt. Dabei entstand unter einigen führenden Pfadfindern die Idee, nach bayerischem Vorbild – in Berchtesgaden gab es zu diesem Zeitpunkt bereits ein Werkschulheim – auch in Österreich eine solche Schule zu gründen.
Einen Monat später wurde durch die Bildung des Vereins zur Förderung von Werkschulheimen als Schulerhalter der Grundstein für das Werkschulheim gelegt.
Das erste Schuljahr des Werkschulheims begann am 14.September 1951 in zwei Holzblockhäusern im Felbertal bei Mittersill im Salzburger Pinzgau mit 10 kaum Deutsch sprechenden Flüchtlingskindern, 15 österreichischen Schülern und sechs Erwachsenen, darunter die Gründungsväter Walter Katstaller, Josef Löw, Alexej Stachowitsch und Rupert Staudinger.
Schon die ersten Jahre verliefen erfolgreich. Das Werkschulheim erhielt viel Anerkennung und fand im In- und Ausland immer mehr Beachtung. Wenige Jahre nach der Gründung war es in Österreich zur „Modellschule“ aufgestiegen.
Im Juli 1954 wurde dem Werkschulheim das Öffentlichkeitsrecht verliehen. Ab diesem Zeitpunkt konnte das Werkschulheim staatsgültige Zeugnisse ausstellen. Vorher mussten alle Prüfungen vor externen Kommissionen abgehalten werden. Das Schuljahr 1954/55 zählte bereits 94 Schüler, aufgeteilt auf 7 Klassen, bzw.12 Internatsgruppen.
Im Handwerk gab es damals die Wahl zwischen Tischlerei und Metallbearbeitung. Erst ab dem Schuljahr 1955/56 wurde Radiomechanik als 3. Wahlmöglichkeit eingeführt. Am Ende des Schuljahres fanden erstmals Lagerwochen statt, sie wurden von da an für die 1. - 7. Klassen institutionalisiert.
Große Schwierigkeiten bereitete aber zunehmend die Raumnot, sodass in den Jahren 1956 und 1957 keine neuen ersten Klassen aufgenommen werden konnten. Auch die Abgeschiedenheit und die Entfernung von Salzburg wurden vor allem im Winter zu einem großen Problem.
So entschloss man sich zum Standortwechsel. Ideale Voraussetzungen fand man in der Nähe des Ortes Ebenau auf einem ausgedehnten Plateau mit Blick über den darunter liegenden Wiestalstausee. Dort begann man 1961 mit dem Neubau des Werkschulheims und 1964 konnten die neuen Gebäude bezogen werden (s. Buchausschnitt: „Ein neuer Ort wird gesucht“).
Der Schultyp „Werkschulheim“ war seit 1962 im Schulorganisationsgesetz gesetzlich verankert.
Im Jahr 1988 wurde das Halbinternat für Schüler und Schülerinnen aus der näheren Umgebung mit täglicher An- und Abreise eingeführt. Durch die steigenden Schülerzahlen waren Schule und Werkstätte bald zu klein: so kam es 1993 zur Eröffnung des neuen und erweiterten Schulgebäudes und 2000 zur Eröffnung des neuen Werkstättengebäudes.
Beim großen 50-jährigen Bestandsjubiläum imJahr 2001 (Festrede: Dr. Erhard Busek) präsentierte sich das Werkschulheim nunmehr mit ca. 290 Schülerinnen und Schülern als eine der erfolgreichsten Privatschulen Österreichs. Zahlreiche pädagogische Neuerungen (Leitbild, europäisches Comenius-Projekt, Einführung eines Oberstufen-Realgymnasiums, Computer-Führerschein in der Unterstufe, Neustrukturierung der Handwerksausbildung usw.) sicherten die hohe Attraktivität unserer Schule für die Zukunft.
Die nächsten Modernisierungsschritte erfolgten 2008 mit der Eröffnung der neuen Turnhalle und des neuen Halbinternats, sowie ein Jahr später mit der Eröffnung des neuen Internatsgebäudes Haus 7.
2011 öffnete das Werkschulheim das Vollinternat für Mädchen. Insgesamt besuchten rund 320 Burschen und Mädchen die Schule, davon etwa 180 das Internat.
Das Jahr 2013 brachte eine qualitative Aufwertung der Handwerksausbildung: es besteht seither die Möglichkeit, einzelne Module der Meisterprüfung noch während der Schulzeit zu absolvieren. Das betrifft vor allem die Unternehmensprüfung, aber auch die praktische Abschlussarbeit.
Die Sanierung des Internats wurde fortgesetzt und 2016 mit der Fertigstellung von Haus 8 abgeschlossen.

 

Von Anfang an setzte sich die Schule zum Ziel, gymnasiale Bildung mit handwerklicher Ausbildung zu verbinden, sodass jeder Absolvent mit Maturazeugnis und Gesellenbrief für sein Leben bestens vorbereitet ist. Pfadfinderideen, wie die kleine Gruppe als Einheit und das außerschulische Lernen in Projekt- und Erlebniswochen, werden auch heute noch aktiv gelebt.
Im Werkschulheim erinnert das Original-Lagertor vom Weltjamboree in Bad Ischl an das Gründungsjahr 1951. Außerdem gibt es im Werkschulheim eine eigene Pfadfindergruppe, die sich regelmäßig zu Heimstunden trifft.

 

Ein neuer Ort wird gesucht (aus dem Buch: „Schule – ein Abenteuer“ von Alexej Stachowitsch)